Gedichte für Kinder – Folge 82: Sieben unveröffentlichte Kindergedichte von Daniela Kulot

Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Lego Logik

Legosteine überall,
bringen einen leicht zu Fall.
Liegt auch einer auf der Couch –
Halleluja, Mist, autsch, autsch!

 

Schneckenglück

Eine Schnecke
guckt um die Ecke.
Nichts ist zu sehn –
außer Marleen.
„Was für ein Glück!“,
haucht die Schnecke
und zieht sich zurück.

 

Rätselhaft

In Spanien heißt sie Mascola,
in Frankreich nur noch ‘Opsala.
In Talien ist`s die Macholete,
in Deutschland kost‘s ‘ne Menge Knete.
In England schwimmt sie auf den Wegen,
in Russland fliegt sie dir entgegen.
In Polen will sie nur noch raus,
in China ist‘s ‘ne blaue Maus.
Was kann das denn sein?

Ich weiß es nicht, nein!

 

Maronen

Im Ofen backen die Maronen,
eingeschnitten kreuzesweise,
sehn bald aus wie kleine Kronen,
eine königliche Speise.
Wie sie auf dem Teller thronen,
braun und heiß und knackend leise!

Wer sie nicht mag, hat eine Meise.

 

Na so was

Was ist das? Ein Stein?
Nein.
Denn ein Stein
stellt kein Bein.
Was ist es denne?
‘ne fiese Henne.

 

Fernreise

Wohin geht der Oktopus?
Natürlich in den Reisebus.
Wo will er denn hin?
Nach Mühldorf am Inn.
Was macht er dort?
Er fährt wieder fort.
Warum denn das?
„Zu wenig nass!“
Ihn sehnt es halt sehr
zurück ins Meer.

 

BIMS

Gespenster am Fenster.
Das eine lacht,
das andre kracht
herunter vom Sims,
BIMS!

Gespenster am Fenster.
Das eine lacht,
das andre entfacht
ein grelles Gekicher.
SICHER?

Na klar, denn das ist kein Scherz:
Gespenster kennen keinen Schmerz.

 

© Daniela Kulot

 

Daniela Kulot, 1966 in Schongau geboren, ist in einem kleinen Dorf namens Altenstadt mit vier Geschwistern ziemlich natur- und kuhstallnah aufgewachsen. Später ging es zum Studium nach Augsburg, wo sie zunächst Germanistik und Kunsterziehung und dann Grafik-Design studierte. Zudem besuchte sie an der Kunstakademie München als Gaststudentin das Seminar „Bild und Buch“, das die damalige Verlegerin von dtv junior, Maria Friedrich, leitete und in dem sie wichtige Einblicke in das Konzipieren von Kinderbüchern, speziell auch Bilderbüchern gab. Die Verbindung von Text und Bild war von Anfang an Kulots Vorliebe. Aus dem Bild entwickelt sich Text und aus dem Text wiederum das Bild. Ursprünglich von der Kunst kommend, hat sie sich immer auch mit Sprache beschäftigt und so ist es nur logisch, dass die allermeisten ihrer Bilderbücher sowohl von ihr getextet als auch illustriert sind. Ihre ersten Bücher erschienen 1995. Die Bände „Nasebohren ist schön“ und ihre Krokodil-und-Giraffe-Bände sind internationale Erfolge und wurden in über 30 Sprachen übersetzt. 2013 entstand das erste Versbuch „Reim dich nett ins Bett“, es folgten viele weitere, zuletzt der Band „Bald bist du gesund, kleine Katze!“ (2022). Daniela Kulot spielt gerne mit Sprache und gerade Gedichte bieten dafür viele Möglichkeiten. Erfahrungsgemäß sind Kinder für Reime, Sprachspaß und -nonsens sehr aufgeschlossen. Gedichte bieten die Möglichkeit, sich in neue Sprachwelten zu begeben und Fantasie anzuregen, sagt sie.
www.daniela-kulot.de

 

Uwe-Michael Gutzschhahn

 

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath
Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982), »Der Alltag des Fortschritts« (1996) und »Die Muße der Mäuse« (2018). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erschien seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her«, im Frühjahr 2018 die Anthologie »Sieben Ziegen fliegen durch die Nacht« bei dtv Junior, die aus der Reihe »Gedichte für Kinder« hervorgegangen ist.

Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

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