Gedichte mit Tradition, Folge 285: »Was man is(s)t« von Christian Engelken

»Gedichte mit Tradition – Neue Blätter am Stammbaum der Poesie«: eine fortlaufende Online-Anthologie, zusammengestellt von Jan-Eike Hornauer


Christian Engelken

Was man is(s)t
Schnitzelgedicht nach Erich Fried

Es ist ein Stück Fleisch
sagt die Nüchternheit.
Man ist, was man isst
sagt der Volksmund.

Es ist lecker
sagt die Gier.
Es ist Lebenskraft
sagt die Vitalität.
Es war ein Leben
sagt das Mitgefühl.
Man ist, was man isst
sagt der Volksmund.

Es ist gesund
sagt der Selbstbetrug.
Es war ein Schwein
sagt die Tierliebe.
Du bist ein Schwein
sagt das schlechte Gewissen.
Man isst, was man ist
sagt der gute Humor.


© Christian Engelken, Hannover

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Zu dieser Reihe: »Gedichte mit Tradition – Neue Blätter am Stammbaum der Poesie« ist eine Online-Sammlung zeitgenössischer Poeme, die zentral auf ein bedeutendes Werk referieren, ob nun ernsthaft oder humoristisch, sich verbeugend oder kritisch. Jeden zweiten Freitag erscheint eine neue Folge der von Jan-Eike Hornauer herausgegebenen Open-End-Anthologie. Alle bereits geposteten Folgen finden Sie hier.



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