Gedichte mit Tradition, Folge 78: »Pommerscher Sand«

Das Vorbild für Jan Causas »Pommerscher Sand« ist »Auf der Flucht vor dem A.« von Bertolt Brecht. Beiden Poemen gemein: Es geht hier um Kriegs- und Fluchterfahrungen. Bei Brecht allerdings ist das lyrische Ich ein Erwachsener, und seine Fragestellungen, was es nun mit ihm in der Fremde werden soll, wenden sich ins Grundsätzliche und Abstrakte. Causas Protagonist hingegen erlebt als Kind die furchtbare Flucht und die – auch bei Brecht zentral thematisierte – Fremdheit in der Ferne, entsprechend bleiben Causas Verse im Szenischen, machen im Kleinen und Konkreten überaus klar, was Fremdsein bedeutet. Beide Gedichte beschreiben aus dem Persönlichen heraus eine viel zu universelle Erfahrung – die auch heute bekanntermaßen leider unglaublich viele Leute machen müssen. Und von der nicht betroffen zu sein, so denke ich, ein oft klar unterschätzter und immens großer Wert ist. Vielleicht geben diese Verse ja auch einen kleinen Anstoß dazu, die Fremdheit der anderen gelegentlich etwas abzumildern. Zu hoffen ist es jedenfalls.

Jan Causa (i.e. Ingo Wachtmeister) wurde 1938 in Pyritz (Pommern) geboren. Nach dem Abitur trat er 1959 in die deutsche Luftwaffe ein, die er 1992 als Oberstleutnant vorzeitig verließ. Er lebt heute in Iserlohn als Pensionär und freier Autor. Seine literarischen Schaffensschwerpunkte sind Lyrik und Kurzprosa. Im Jahre 2002 erschien sein heiterer-kritischer Prosaband »Baudissins Erben«. Er hat zahlreiche Preise erhalten, u. a. den Ruhr-Mark-Lyrikpreis 2007. Er war Autor des Onlinemagazins »Der Skorpion – international« (Magazin für Literatur und Gesellschaft), das inzwischen eingestellt wurde. Causa ist Mitherausgeber und Autor des Berliner Onlinemagazins »Die Gießkanne« sowie Förderer der Neuausgabe der »Fackel« des Kösel-Verlags, München. www.Jan-Causa.de