»Lockdown-Lyrik! Quarantäne querdenken – etwas ernst zu nehmen heißt nicht, sich davon unterkriegen zu lassen« ist eine Online-Sammlung von Gedichten, die sich mit der Corona-Krise befassen. Es darf uns die Sprache nicht verschlagen! In loser Folge erscheinen neue Episoden der von Alex Dreppec, Jan-Eike Hornauer und Fritz Deppert herausgegebenen Anthologie.
Hellmuth Opitz
Etwas von der Rolle
Das zarte jungfräuliche Blatt sein,
das als erstes aus dem Rollenhalter lugt,
sich seines blütenweißen Lebens freut
und jeden frischen Eindruck den Brüdern
und Schwestern hinten auf der Rolle
genauestens erzählt: Leute, es ist so
aufregend hier! Wie alles blitzt und glänzt:
die Kacheln, die Keramik, das Chrom
der Armaturen. Oh, da geht die Tür.
Ich bin gespannt, was nun passiert.
© Hellmuth Opitz, Bielefeld
Unser Anliegen ist es in jedem Fall, zu einem Mehr an Besonnenheit beizutragen, zu versöhnen statt zu spalten. Mit Sorge sehen wir überharte Diskussionen, wie sie derzeit online, aber auch offline zu häufig geführt werden. Klar ist uns: Es gehört zu einer Demokratie dazu, Konflikte auszutragen. Aber wir insistieren auch hierauf: Es ist ebenso unerlässlich, sich des Gemeinsamen, Verbindenden bewusst zu sein und zu werden sowie respektvoll miteinander umzugehen.
Uns ist bewusst, dass bereits der Ansatz, zur Corona-Pandemie eine Lyrik-Online-Anthologie herauszugeben, ihre Auswirkungen zeitnah lyrisch zu behandeln, und dies aus verschiedenen Perspektiven sowie in unterschiedlichen Tonlagen, als Provokation aufgefasst werden kann. So ist diese Sammlung keineswegs gemeint. Ihr Thema an sich ist jedoch eben hochemotional besetzt. Für uns, die Herausgeber der Reihe, bleibt trotzdem und gerade deshalb wichtig: Wir wollen Brücken bauen, Perspektiven weiten, der ungewohnten Situation mit poetischen Mitteln und im gemeinschaftlichen Sinne begegnen.
Bleiben Sie gesund!
Alex Dreppec, Jan-Eike Hornauer, Fritz Deppert
PS: Alle bereits geposteten Folgen von »Lockdown-Lyrik! Quarantäne querdenken – etwas ernst zu nehmen heißt nicht, sich davon unterkriegen zu lassen« finden Sie hier. In loser, jedoch zügiger Folge wird die Sammlung erweitert.
Poetisch und ergreifend, aus der Perspektive des Begehrten! ;-)
Vielleicht passt das hier thematisch dazu (aus Sicht des Benutzers …):
Blatt um Blatt ich zärtlich zupf,
dann die rechte Hälfte lupf,
sanft umschmeichelt dein Papier
mein privatestes Revier.
Oh du weiße, weiche, tolle,
unersetzlich wicht’ge Rolle!
Hätt ich dich nicht mehr im Haus
wär es aus.
© Michaela Göhr