Die Lyriker-Elf von dasgedichtblog unter Leitung von Jan-Eike Hornauer kommentiert die Fußball-WM am Zuckerhut
Paul-Henri Campbell
Ohne Finale, anderswo
Die Netze sammeln die letzten Bälle
und rings im Stadion tragen
die letzten Wellen die grellen
Begeisterungsstürme trunken zu Grabe.
Wirst du dem Gegner deine Hand,
auch unter Tränen, bieten?
Wirst du das blutige Band
entknoten und weißen für den Frieden?
Und auf ein Endspiel, auf Applaus verzichten,
auch wenn die Menge auf Entscheidung drängt,
auch wenn das Spielfeld lockt und wenn Vernichtung
des Konkurrenten die Regel ist: Wirst du
aufhören zwischen Linien, die andre ziehen,
ein Spieler zu sein? Und fragen: »Wer bist du?«
© Paul-Henri Campbell, Frankfurt am Main
+ Zum AutorPaul-Henri Campbell wurde 1982 in Boston (USA) geboren und schreibt Lyrik sowie Prosa in englischer und deutscher Sprache. Studium der katholischen Theologie und der klassischen Philologie in Frankfurt am Main sowie an der National University of Ireland, Maynooth, derzeit Promotion. Campbell ist Übersetzer und Managing Editor der internationalen Ausgabe der Lyrikzeitschrift DAS GEDICHT: »DAS GEDICHT chapbook. German Poetry Now«. Zuletzt von ihm erschienen: »Am Ende der Zeilen. | At the End of Days. Gedichte:Poetry« (fhl Verlag Leipzig 2013).
Die WM 2014 in Brasilien ausführlich zu kommentieren, und zwar meinungsstark und ästhetisch anspruchsvoll, substantiell und schnell, mit klarem Fokus auf die Spiele selbst (und unter ihnen freilich besonders die mit deutscher Beteiligung), doch auch Randaspekte und Abwegigkeiten nicht missachtend – das ist das Ziel der Dichtermannschaft von dasgedichtblog um Kapitän Jan-Eike Hornauer, bestehend aus: Michael Hüttenberger, Alex Dreppec, Anton G. Leitner, Hellmuth Opitz, Michael Augustin, Paul-Henri Campbell, Michael Sailer, Franziska Röchter, Melanie Arzenheimer und Matthias Kröner. Alle bereits im Blog geposteten Folgen von »Vom Leder gezogen – zur WM 2014 in Brasilien« finden Sie hier.