30 Jahre DAS GEDICHT: die Jubiläumsnummer mit dem Titel »offen« ist draußen – unbeschränkte Lyrikfreude auf 260 Seiten

Seit nunmehr 30 Jahren erscheint die Jahresschrift DAS GEDICHT von Anton G. Leitner, die er immer wieder auch mit Co-Herausgebern, wie Fitzgerald Kusz, Kerstin Hensel oder Mitbegründer Ludwig Steinherr herausgebracht hat. Was sie von Anfang an prägte: Sie wollte ein Spektrum abbilden, wollte zeigen, was ist in der deutschsprachigen Lyriklandschaft der Gegenwart, wollte offen sein. Deshalb auch hat sich Leitner bei der Jubiläumsausgabe DAS GEDICHT #30 für »offen« als Motto entschieden – und damit, wie weiter anzumerken bleibt, sowohl für ein breit angelegtes Themenfeld als auch für die Möglichkeit, themenfrei Gedichte aufzunehmen.

Das Ergebnis ist eine ausgesprochen abwechslungs- und umfangreiche Jubiläumsnummer von DAS GEDICHT, also jener Reihe, die wesentlich dazu beigetragen hat, dass der Anton-G.-Leitner-Verlag mit dem Deutschen Verlagspreis 2022 geehrt wurde. Die aktuelle Ausgabe wurde außerdem mit der Verlagsprämie des Freistaats Bayern 2022 ausgezeichnet (die Links führen zu unseren Berichten). Mit insgesamt 260 Seiten (inkl. der von Uwe-Michael Gutzschhahn edierten Jubiläumsbeilage »Special für Kids«) ist DAS GEDICHT heuer erheblich stärker denn jemals zuvor. Vorgestellt wurde die aktuelle DAS GEDICHT Ausgabe bereits auf einer Festlesung im Münchner Lyrik Kabinett (wir berichteten ausführlich). Nun kann sie auch über unseren Webshop bestellt werden.

Seit nunmehr 30 Jahren gibt er DAS GEDICHT heraus: Anton G. Leitner. (Foto: Peter Boerboom)

Überdies empfehlen wir natürlich ein Abo von DAS GEDICHT. Warum man das abschließen sollte? Nun, das erklären wir am besten gar nicht selbst, sondern lassen den vielfach ausgezeichneten Krimischriftsteller und Poeten Friedrich Ani zu Wort kommen. Er hat in seiner Laudatio anlässlich der Präsentation der Nummer 25 von DAS GEDICHT (#25 »Religion im Gedicht | ein Vierteljahrhundert DAS GEDICHT«) gesagt:

»DAS GEDICHT ist nicht einfach eine Zeitschrift, es ist eine Institution, ein Lebenswerk, ein Meisterwerk. Dieser Almanach reflektiert das Empfinden und Denken von Menschen, die der Essenz der Welt eine Sprache verleihen, die keinen Leser ausschließt, im Gegenteil: Sie öffnet eine Tür ins Innere der Existenz, hin zum Herz des Wahrhaftigen, das für uns alle schlägt und immer schlagen wird.«


Kurzbeschreibung zu DAS GEDICHT #30 – Jubiläumsausgabe setzt auf Offenheit als Prinzip

Die buchstarke Jahresschrift DAS GEDICHT feiert im Herbst 2022 ihren 30. Geburtstag. In einer Zeit, in der so viele Menschen von Pandemie, Krieg und Klimawandel geplagt sind, erscheint die Jubiläumsausgabe unter dem Motto »offen«. Es gibt nur wenige Wörter im deutschen Sprachschatz, die eine solche Bedeutungs- und Assoziationsvielfalt aufweisen wie dieses schlichte Eigenschaftswort: Wir alle kennen die offene Rechnung, die offene Wunde, das offene Geheimnis, aber auch offene Grenzen, offene Herzen, ganz zu schweigen von offenen Fragen, die sich im offenen Gespräch mit offenen Freunden vielleicht nicht endgültig beantworten lassen, wohl aber zu einem offenen Ergebnis führen können. Wenn man sich nur öffnet dafür.

Offenheit für alle Strömungen der Poesie ist zudem seit drei Jahrzehnten ein zentrales editorisches Anliegen von Anton G. Leitner, dem ständigen Herausgeber von DAS GEDICHT. In allen dreißig Ausgaben seiner Jahresschrift stehen die lyrischen Texte selbst im Mittelpunkt. Erstveröffentlichte Gedichte von neuen Talenten sind neben denen von namhaften Poetinnen und Poetinnen einkomponiert, so auch in der Jubiläumsfolge #30. Sie präsentiert fünf Generationen zeitgenössischer Dichterinnen und Dichter, von Dagmar Nick (1926) bis Inga Grote (2004), von Gerhard Rühm (1930) bis Jan Kabasci (1996). Dabei reicht das stilistische Spektrum vom Prosagedicht bis zum Sonett, von freien Versen bis zur metrisch strengen Form.

Der Kinder- und Jugendlyrikexperte Uwe-Michael Gutzschhahn stellte überdies bereits zum siebten Mal für DAS GEDICHT ein »Special für Kids«, passend zum Thema des Hefts, zusammen, diesmal als 36-seitige Jubiläumsbeilage. Seit 2015 präsentiert er außerdem an jedem 10. eines Monats auf www.dasgedichtblog.de faszinierende Beispiele der aktuellen Poesie für Kinder.

Mit Gedichten von 226 Poetinnen und Poeten aus 15 Nationen, u. a. Friedrich Ani, Sujata Bhatt, Ulrike Draesner, Nora Gomringer, Durs Grünbein, Ulla Hahn, Uwe Kolbe, Jan Koneffke, Helmut Krausser, Nils Mohl, Dagmar Nick, Dirk von Petersdorff, Matthias Politycki, Arne Rautenberg, Nikola Richter, Joachim Sartorius, Gundula Schiffer, Raoul Schrott, Xóchil A. Schütz, Jürgen Theobaldy und Jan Wagner. Und mit Essays von Ulrich Johannes Beil, Paul-Henri Campbell sowie Christoph Leisten.

 


Eckdaten zur Jubiläumsausgabe:

Anton G. Leitner (Hrsg.)
offen | 30 Jahre DAS GEDICHT
DAS GEDICHT #30
Mit Jubiläumsbeilage »Special für Kids«,
zusammengestellt von Uwe-Michael Gutzschhahn
224 Seiten, Broschur | Kinderlyrik-Beilage: 36 Seiten
€ 20,00 [D] / € 20,60 [A], November 2022
ISBN 978-3-929433-88-3



Leseproben aus DAS GEDICHT #30:
 

Gerhard Rühm

kleines geigenbaumärchen

ein geigenbauer baute aus holz
sechs flaschen. »die sehen gut aus«,
sagte er stolz, »sind ja auch aus edlem holz.«

dann klopft’ er sie ab. ihn wunderte sehr:
die flaschen klangen nicht schön,
sie klangen nur leer.

da kam ein dichter die strasse daher
und schüttete verslein in jeden hals –
gleich klangen sie schöner jedenfalls.

* * *
 

Anja Tuckermann

Zwei rote Schuhe

drin ein rotgefärbter Zeh
noch ein rotgefärbter Zeh
noch ein rotgefärbter Zeh
noch ein rotgefärbter Zeh
noch ein rotgefärbter Zeh
noch ein rotgefärbter Zeh
noch ein rotgefärbter Zeh
noch ein rotgefärbter Zeh
noch ein rotgefärbter Zeh
einer fehlt
der guckt raus

(Jubiläumsbeilage »Special für Kids«)

* * *
 

Ron Winkler

[…] Alles, was mein Kind seit März aus Legosteinen baut, ist Ukraine.
Ist blau, ist gelb, ist Ukraine. Blau wie Ruß und gelb wie Blut.
Und so sind auch alle Elfen mit im Krieg. Alle Feen stecken tief
in der Misere und alle Märchen sind von Kriegshandlungen erfasst
und alle Buchstaben sind überfallen und alle Gefühle wurden überfallen
und alle Gewissheit ist überfallen und Gott ist überfallen.
Und das Gedicht ist überfallen.
Es hat kein Alphabet für einen Gegenangriff.
Nur Räume, ungewisse Räume.
In denen ich nicht die Friedenstaube bin. […]

(Auszug aus seinem Gedicht »Finistère«)


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert