ausgewählt von Arne Rautenberg
Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.
Begrüßung
Der Igel schaut noch in den Spiegel,
der Star fährt sich nervös durchs Haar,
die Ratte zupft an der Krawatte,
der Floh, der rennt noch kurz aufs Klo.
Am heißen Herd, da kocht das Pferd,
das Schwein sucht schnell nach einem Wein,
die Ameise übt noch mal leise
zu singen auf ganz zarte Weise.
Die Kuh schlüpft eilig in die Schuh,
die Maus hält einen Blumenstrauß,
der Stier, der reißt jetzt auf die Tür
und dann – küsst dir der Elefant die Hand.
Schöne Sauerei
Die Suppe kocht,
die Suppe steigt
samt Porree und Karotten,
und wenn sie schön lang überkocht,
kannst du den Topf verschrotten.
Krähen
Kra kra
kra kra
Mama kra kra
Ja ja kra kra
Kra kra Mama
kra kra kra kra
Na na na na
kra kra Papa
Kra kra kra kra
Kacka Mama
Na na kra kra
kra kra ba ba
A-a kra kra
kra kra da da
La la la la
kra kra
kra kra
Hirn an Mund
Zeig ihm die Stirn, flüstert das Hirn.
Kann man nichts machen, räuspert der Rachen.
Bei meiner Seele, röchelt die Kehle.
Wird ganz schön knacken, pusten die Backen.
Dann drück ich die Daumen, raspelt der Gaumen.
Verrückte Pläne, schnalzen die Zähne.
Junge, Junge, lispelt die Zunge.
Na und, denkt der Mund
und schreit los ohne Grund.
Weite Reise, kurz erzählt
Als ich am großen Wagen zog,
fiel ein Stern vom Himmel.
Er flog und flog
durch Sonnengewimmel
mir in die Hände –
glückliches Ende.
Besuch
Abends wenn ich müde werd‘,
kommt zu mir ein weißes Pferd.
Und ich lass es in mein Zimmer,
doch ich habe keinen Schimmer,
was es von mir will,
denn es gibt nicht viel.
Weder Hafer noch Heu,
weder Sand noch Streu,
weder Weide noch Stall,
bloß einen Ball.
Sieht das Pferd ihn an,
schnuppert dran,
setzt sich auf den Ball,
schieß ich ihn ins All.
Fliegt jetzt abends spät
ein weißer Komet
und sein Schweif ganz klein
winkt zum Fenster rein.
© Uwe-Michael Gutzschhahn
Uwe-Michael Gutzschhahn war zu allerst Lyriker, ehe er zwanzig Jahre lang in Verlagen als Lektor und Programmleiter arbeitete. Da es Kinderbuchverlage waren, begann er auch selbst Kinder- und Jugendbücher zu schreiben und gab ab Ende der 1980er Jahre bei Ravensburger die zwölfbändige Reihe »RTB Gedichte« heraus, für die er Autoren wie Ernst Jandl, Friederike Mayröcker, Ernst Pastior, Christa Reinig u. a. gewann und aus ihrem Lyrikwerk solche Gedichte auswählte, die sich auch für Kinder eignen könnten. 2006 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er zusammen mit Amelie Fried bei cbj herausgab. Und 2015 erschien, ebenfalls bei cbj, die Nonsensgedicht-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her«. Zuvor hat er 2012 – nach 5 Gedichtbänden für Erwachsene – auch ein erstes eigenes Kinderbuch mit Nonsensversen veröffentlicht. Gutzschhahn lebt heute als Autor, Übersetzer und Herausgeber in München.
Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982) und »Der Alltag des Fortschritts« (1996). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erschien seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her.«
Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.