Gedichte für Kinder – Folge 43: Sieben unveröffentlichte Kindergedichte von Alfons Schweiggert

Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Große sportliche Übung

Hullemock und zwackepick,
frinsenglack und ringeltick,
dann die Worbe auf den Strumpen,
blitzschnell wipfen, schnobern, kumpen,
viermal schleipf dich,
nogg dich kross,
eiderbibbs, da gluppt der Hoss.

 

Was war einmal? So sag es schon!

Es war einmal ein Königssohn,
der saß zum größten Teil
auf seinem goldnen Königsthron
und hatte Langeweil.

Doch eines Tages tat er dies:
er schlich aufs Stille Örtchen
und schiss und schiss und schiss und schiss
zehntausend kleine Törtchen.

„Hier macht´s mehr Spaß
als auf dem Thron!“
rief frohgemut der Königssohn
und blieb an diesem Ort.

Und wenn er nicht gestorben ist,
dann scheißt er heut noch fort.

 

Tauwetter

Es tropft aufs Pflaster
tripf – tropf
klipf – klopf
tipp – klipp
tapp – klapp

Schnee rutscht vom Dach:
pumps – rumps
schrumps – plumps

Jan stapft durch den Matsch:
quitsch – quatsch
schlapps – tapps
plitsch – platsch

tropf
plumps
platsch

 

gummispiel

deeeen  gummmmmmmmmmmmmmmmi  dehhhhne  ein  laaaanges  stück
lass
ihn
los

er
schnal
zt

zu

ck

 

E

E
Es
Es ko
Es kom
Es komm
Es kommt
dahergekrochen.
Ich weiß nicht was.
Ich will’s nicht wissen.
Ich zwick die Augen zu.
Es kriecht vorbei.
Es kroch vorüber.
So ist´s mir lieber.

 

Berge

Größer als
alle Berge
ist meine
Phantasie.
So große,
mächtige
Berge,
wie ich mir
denken kann,
gibt es nie.

 

Schwalbenflug

Schießt pfeilschnell daher,
zurück, kreuz und quer
dann
legt sie die Flügel an.
Sturzflug, schau!
Genau
über dem Boden,
ganz knapp,
fängt sie sich ab.
Streift sie ihn?
Nein.
Schießt daher,
steigt hinauf,
schlägt einen Haken,
legt sich quer,
ist nach Sekunden
hinterm Haus
verschwunden.

© Alfons Schweiggert

Alfons Schweiggert begann, ermuntert von Erich Kästner, den er noch selbst kannte, mit dem Schreiben von Gedichten. Neben zahlreichen Kinder- und Jugendbüchern veröffentlichte er mehrere Biographien und Erzählungen. An der Ludwig-Maximilian-Universität in München hatte er einen mehrjährigen Lehrauftrag zum Thema „Kinderliteratur“. Gedichte sind für ihn „wie Blumen oder zwitschernde Vögel auf einem Baum. Man soll sie sich anschauen, sie sehen, sie hören und mit allen Sinnen erfassen und Freude daran haben. Man soll sich von ihnen berühren lassen im Geist und in der Seele. Keinesfalls aber soll man sie zerreden, sie Wort für Wort zerfasern, sie endlos erklären wollen, denn dadurch zerstört man sie.“ Bisher erschienen acht Gedichtbände von ihm, darunter „Wer viel fragt, kriegt viel gesagt“ mit Illustrationen von Christoph Meckel (1974), „Standpunkte – Schwankpunkte“ (1982), „Bardier dir den Jucker im knotrigen Prall“ mit Typografiken von Michael Gölling (1985) und „Hinter dem Wimpernwald“ (1990). Zwei seiner Bücher standen 1976 und 1984 auf der Bestenliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis. 1995 erhielt er den Bayerischen Poetentaler und 1997 fand eine Werkschau in der Internationalen Jugendbibliothek in Schloss Blutenburg in München statt.

 

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath
Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982) und »Der Alltag des Fortschritts« (1996). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erschien seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her«, im Frühjahr 2018 die Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her«, die aus der Reihe »Gedichte für Kinder« hervorgegangen ist.

Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

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