Gedichte für Kinder – Folge 62: Sieben Kindergedichte von Volker Maaßen

Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

 

Sport ist Mord

Ein Floch
springt hoch.
Zwei Flöher
springen höher.
Ein Elch
ist schnellch.
Ein Elster
ist Schnellster
und fängt
in der Höhe
sportliche Flöhe.

 

 

Abrüstung

Wenn ich fliege,
sprach die Ziege,
ist es auf die Dauer
schlauer,
wenn ich
statt der Hörner
Flügel kriege.

 

 

Was träumt der Aal im Winter

Der Aal ist rund
und vorne spitz.
Er meditiert
im Schneidersitz.

Er wünscht,
es würde bald schon kalt.
Er wartet
und so wird er alt.

Und wie im Traum
vergeht die Zeit.
Er wartet,
dass es unter Wasser schneit.

 

 

Lebensplanung

Ob der Hamster in dem Rad
irgendwelche Pläne hat,
wenn er emsig Nacht für Nacht
Krach und Kilometer macht

und dann hinter Gitterstäben
registriert, wie Menschen leben,
die ihr Ding in Gottes Namen
auch nicht wirklich anders planen?

 

 

Samstags beim Bäcker

Die Maus, die stand schon ewig lange
vorne in der Bäckerschlange.

Schließlich hörte man ihr Flehn
und ließ sie ganz am Anfang stehn.

Doch vor der Schlange, ja, das war´s,
da wurde sie zum Schlangenfraß.

 

 

Zum Nachteil

Ein Nashorn vor dem Nadelöhr,
das denkt, es wär ja nicht so schwer,
wenn hinten nicht mein Hintern wär.

 

 

Egal

Ganz egal,
sprach der Wal,
wo ich gerade bin.

Ist die Luft zu dünn,
spring ich auch bei Sturm
heut vom Eifelturm.

 

 

© Volker Maaßen

 

Volker Maaßen, der in Breslau geboren wurde, lebt heute in Hamburg. Er war über 30 Jahre als Gynäkologe und Pathologe tätig. Seit einer Begegnung mit dem Dichter Robert Gernhardt 1983 in Berlin schreibt er vorwiegend satirische „komische“ Gedichte. Neben fünf Büchern mit Kurzgeschichten gibt es auch fünf Gedichtbände von ihm. Häufig sind dabei Tiere die Protagonisten, da diese oft menschlicher als die Menschen selber sind. Weil gerade diese Tiergedichte bei Kindern gut ankamen, hat er einen Band bewusst für Kinder zusammengestellt. Das Buch erschien 2019 unter dem Titel „Tiere sind auch nur Menschen“. Ein weiteres Buch mit Kindergedichten ist in Vorbereitung.

 

 

 

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath
Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982), »Der Alltag des Fortschritts« (1996) und »Die Muße der Mäuse« (2018). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erschien seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her«, im Frühjahr 2018 die Anthologie »Sieben Ziegen fliegen durch die Nacht« bei dtv Junior, die aus der Reihe »Gedichte für Kinder« hervorgegangen ist.

Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

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