Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.
Winter am Inn
Am Ufer
sitzt ein Engel
schält einen Apfel
hüpft über die Kälte
hinweg das Eis schlägt
mit den Flügeln
Gaudium
Our d’ün ögl Eu chamin in tact Co cha la chavlüra
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Gaudium
Aus einem Auge Ich laufe im Takt Wie die Mähne
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Not a Giarsun
La not
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Nacht in Giarsun
Samten
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Scriver poesias
Mincha pled Mincha pled Mincha pled A quels na tschernüts E tuot ils pleds
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Gedichte schreiben
Jedes Wort Jedes Wort Jedes Wort Nach den nicht gewählten Und alle Wörter
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Vuolp da cità
Mincha not maglia
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Stadtfüchsin
Jede Nacht frisst
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An die Pelztasse
Meret Oppenheim und ihrer Pelztasse gewidmet*
Heut hab ich in die Tasse von Meret
die andern lagen alle noch im Bett
zum ersten Mal Kaffee gegossen
Mit Milch und Zucker hab ich ihn genossen
Doch kurz darauf da dacht ich mir:
Mein Mund ist pelzig wie ein Tier
Mein Mund verflixt gehört nicht mir!
Da ist er reingepurzelt in die Tasse
und ist verschwunden
in
der
Pelzmasse
*Die Pelztasse der Künstlerin Meret Oppenheim könnt ihr anschauen hier
© Leta Semadeni
Leta Semadeni wurde in Scuol im Engadin, einem Tal in der Ostschweiz, geboren. Heute lebt sie in Lavin, das auch im Engadin liegt. Dort spricht man Deutsch und Rätoromanisch. Und so schreibt Leta Semadeni seit jeher die meisten ihrer Gedichte zweisprachig. Manchmal beginnt sie die Arbeit an einem Text in der einen, manchmal in der anderen Sprache. „Dann folgt ein Wechselspiel zwischen den beiden Sprachen, das heißt, sie arbeitet gleichzeitig an beiden Versionen“, heißt es in einem Nachwort zu ihrem jüngsten Gedichtband „Tulpen/Tulipanas“, der 2019 erschien und in diesem Jahr mit dem Josef-Guggenmos-Preis für Kinderlyrik ausgezeichnet wurde. Bis heute hat sie sieben Gedichtbände, einen Roman und zwei Kinderbücher in der Schweiz veröffentlicht. Zum Gedichteschreiben für Kinder sagt sie: „Ich muss gestehen, dass ich bewusst gar nie für Kinder geschrieben habe. Auch die Gedichte in ‚Tulpen-Tulipanas‘ sind nicht speziell an Kinder gerichtet. Es hat aber in dem Bändchen einige, die ich selber als 17- oder 18-jährige geschrieben habe! Und dafür habe ich damals nur Prügel bekommen! Ich empfinde eine kleine, helle Schadenfreude darüber, dass die Texte jetzt gut ankommen.“
Uwe-Michael Gutzschhahn
Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982), »Der Alltag des Fortschritts« (1996) und »Die Muße der Mäuse« (2018). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erschien seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her«, im Frühjahr 2018 die Anthologie »Sieben Ziegen fliegen durch die Nacht« bei dtv Junior, die aus der Reihe »Gedichte für Kinder« hervorgegangen ist.
Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.