Lockdown-Lyrik 2.0 / 078: »Nahverkehr« von Anna Breitenbach

»Lockdown-Lyrik 2.0! Quarantäne poetisch ausleuchten – etwas ernst zu nehmen heißt nicht, sich davon unterkriegen zu lassen« ist eine Online-Sammlung von Gedichten, die sich mit der Corona-Krise befassen. Es darf uns weiterhin die Sprache nicht verschlagen! In loser Folge erscheinen neue Episoden der nun von Sabine Schiffner, Anton G. Leitner, Alex Dreppec und Fritz Deppert herausgegebenen Anthologie (Dank an Jan-Eike Hornauer, Mitherausgeber Folge 1-154).

 

Anna Breitenbach

Nahverkehr

An die normalen Gefahren,
hör ich mich eben im Auto
sagen, ist man kaum mehr
gewöhnt, merke ich gerade
bei so was wie: Autofahren.
Man geht ja kaum noch raus
und aus dem Haus. Ansage:
Kontakte meiden, möglichst
alleine bleiben!

Plötzlich neben mir, so dicht,
handgreiflich, mehrspurig,
schnellspurig, vor mir, nach
mir, beschleunigen sie sich!
Überholen mich! Hilfe!!
Harte Körper, bemannte bis
beweibte Raketen, geladene
Kampfkanonen … Und was
für Triebkräfte, Schubkräfte,
Bremsstärken schwach?

Geht’s auch mal langsamer?
Stromschnellen, Flutwellen,
scheints nur zugkräftige Ziele.
Wo wollen die denn alle hin!?
– Virenkisten auf den Pisten –
Ab––––stand! rufe ich rüber,
hupe, hupe: Aaaab s t a n d!!

© 2021 Hilga Wesle, Esslingen und Elmo (Italien)
(Redaktion: Anton G. Leitner)

 

 

Lockdown Lyrik 2.0. Wir hatten gehofft, dass es zu keinem zweiten Lockdown mehr kommen würde. Aber jetzt ist er angeordnet, der sog. »Wellenbrecher-Lockdown«. Er beginnt in Deutschland ab Montag, den 2. November 2020 – mit der Aussicht auf triste Herbst- und Wintertage. Grund genug für die Redaktion der Jahresschrift DAS GEDICHT, ihre vieldiskutierte Netz-Anthologie zur Corona-Krise vom Frühjahr 2020 wieder hochzufahren. Möge diese Online-Sammlung zur Pandemie uns allen einmal mehr dabei helfen, tief Luft zu holen und möglichst viele Aspekte der weltweiten Katastrophe mit dem Instrumentarium der Lyrik auszuleuchten, damit wir und unsere Leserinnen und Leser mental nicht unter die zweite Welle geraten!

Sabine Schiffner, Alex Dreppec, Fritz Deppert und Anton G. Leitner
 
PS: Alle bereits geposteten Folgen von »Lockdown-Lyrik! Quarantäne querdenken – etwas ernst zu nehmen heißt nicht, sich davon unterkriegen zu lassen« finden Sie hier. In loser, jedoch zügiger Folge wird die Sammlung erweitert.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert