ein Lesungsbericht von Jan-Eike Hornauer (Text und Fotos)
München. Voll besetzt war es wieder, das Lyrik Kabinett. Wie auch schon zu den vorigen DAS GEDICHT-Premieren drängte man sich dicht an dicht. Und klar, man wusste sich auch erneut in der Gemeinschaft der Lyrikfans und -schaffenden gut aufgehoben. Man fühlte sich hier am Abend des Mittwochs, 13. November 2024, zur großen Premierenlesung der neuen, der 32. DAS GEDICHT-Ausgabe mit 22 Poetinnen und Poeten am richtigen Platz und gewiss nicht alleine. Doch das ist nicht selbstverständlich: Einsamkeit ist ein Thema, das in unserer Gesellschaft immer größer wird, dessen Schatten immer bedrohlicher daherkommen. Und um genau dem etwas entgegenzusetzen mit poetischen Mitteln, haben sich DAS GEDICHT-Stammherausgeber Anton G. Leitner und sein diesjähriger Co-Editor Paul-Henri Campbell auch dazu entschlossen, die 2024er Ausgabe der Lyrikjahresschrift unter das Motto zu stellen: »Menschlichkeit – die Poesie der Nähe«.
Appellieren ans Gemeinschaftliche
So erklärten sie das auch im knappen Interview mit Uwe-Michael Gutzschhahn, der nicht nur erneut den »Lyrik für Kids«-Teil von DAS GEDICHT zusammengestellt, sondern auch abermals als Moderator durch den Premierenabend geführt hat. Leitner präzisierte noch, man habe den aktuellen Entfremdungstrends etwas entgegensetzen wollen, »weil das Nettsein zueinander im Schwinden ist, das Fairsein vergeht«. Und Campbell betonte, es gebe eine sehr konkrete Sehnsucht nach mehr Gemeinschaft, das zeigten viele der eingesandten Gedichte. Thematisch, führte er weiter aus, sei der Bogen weit gespannt, etwa seien selbstredend Mann-Frau-Gedichte eingereicht worden, doch hätten diese sich weitaus in der Minderzahl befunden. Das Appellieren ans Gemeinschaftliche sei das Zentrale über alle Einreichungen hinweg. Leitner bestätigte, nur etwa zehn bis fünfzehn Prozent der rund tausend Einreichungen seien Liebeslyrik gewesen.
Gutzschhahn verband in seiner Anmoderation die Vergangenheit mit der Zukunft von DAS GEDICHT. So hielt er zunächst einige Exemplare des »Zettels« hoch, jenes Flugblatts, das der direkte Vorläufer von DAS GEDICHT gewesen ist. Dabei betonte er, auch diese Publikationen müsse man mitrechnen, die Geschichte von DAS GEDICHT beginne also gar vor seiner ersten Ausgabe und die eigentliche Publikationszahl sei weitaus höher als 32. Zudem wies er darauf hin, dass im aktuellen DAS GEDICHT neben den etablierten auch gar noch mehr Nachwuchsstimmen als sonst enthalten sind. Damit sieht er auch die Zukunft der Jahresschrift als bestens gesichert.
Im Hauptteil des Abends lasen dann 22 Poetinnen und Poeten, von großen Namen wie Friedrich Ani oder Ludwig Steinherr, bis hin zu aufstrebenden Dichterinnen und Dichtern wie Anna Münkel oder David Westphal. Sie trugen je zwei Poeme aus DAS GEDICHT 32 vor, entweder zwei eigene oder aber ein eigenes und ein fremdes, das in der Art gut harmonierte und vom Verlag vorgegeben war. Schnell wurde hier deutlich, was schon die einführenden Worte angekündigt hatten: Menschlichkeit und Nähe, das ist etwas, was als zunehmend fehlend wahrgenommen wird, nach dem es eine Sehnsucht gibt. Entsprechend stehen diese Begriffe auch über allem, aber geboten wurden nicht einfach Verse, in die man sich hineinfallen lassen kann. Sondern es wurde eben auch viel beschrieben, warum überhaupt so eine große Sehnsucht nach ihnen entstanden ist. Entsprechend ging auch der Lesungsbogen gerade nicht vom Wohlgefühl der Geborgenheit, sondern von der In-die-Welt-Geworfenheit und Verlorenheit des Menschen aus.
Zunächst legte Friedrich Ani mit »Wir sind’s« ein Schuldbekenntnis ab – und zwar im Namen aller Menschen: Auch wenn wir uns auf Religionen berufen, wenn wir Kriege führen, so seien wir doch von niemandem zur Schlacht auserkoren, außer eben von uns selbst. Und in seinem zweiten Gedicht »Danksagung« beschrieb er, wie gut es ihm tut allein zu sein, ungestört, gerade morgens, »wenn ich bete / in Versen oder den Regen / synchronisiere mit meinem Schweigen.« Er will sich mit dem Tag, dem Sein verbinden, andere Menschen wären dabei nur hinderlich.
Ulrich Johannes Beil wählte das Bild von »Wassertropfen auf einer Fläche«, wobei die Wassertropfen in seinem Gedicht ganz klar auch metaphorisch zu verstehen sind. »Jeder ist durchsichtig, ein Fast-Nichts, bereit, / eine Idee, ein Opal oder ein See zu sein / und sich alsbald aufzulösen in Luft«, heißt es da etwa, und: »Ihr Glanz ist ein anderes Wort für Verschwinden.« Außerdem brachte er »Was ich heute tun werde« von Jan Koneffke dar. Das zentrale Vorhaben hier: »ein Paket auf die Post geben / an meine Tochter / mit unseren verpassten Begegnungen«, um so für Erleichterung zu sorgen.
Die große Schwester beschützt in der Nacht
Die Verbundenheit mit ihrer großen Schwester und den Umstand, dass eben ein vertrauter Mensch der wichtigste Anker in der eigenen Welt sein kann oder sogar muss, betonte Heike Nieder in ihrem schwungvoll gereimten Kindergedicht »Gewissheit«. Die Nacht steht dort bedrohlich da: »Ich fürchte die Räuber!« Doch die Protagonistin ruft, auf kreative Weise, einfach ihre Schwester an ihre Seite, und weiß: »Sie kommt in mein Zimmer. / Tröstet mich. / Immer.« Zudem trug Nieder »mein versteck« von Nils Mohl vor. Hier wird das Zimmermotiv weitergeführt: Den geistigen Kindheitsraum feiert Mohl wortspielreich als Rückzugsort vor der Welt auch im Erwachsenenalter, den es zu erhalten gilt.
Nostalgisch näherte sich Jürgen Bulla dem Thema der menschlichen Nähe: Er rief in »Unser Tag auf der griechischen Insel« eine ausgelassene Kumpelsituation kurz vorm Abitur auf. Die Reifeprüfung würden die beiden Freunde bald absolvieren, aber hier machte man sich noch einmal einen ganz andren Tag, mit dem Amüsementhöhepunkt, sich Bierdosen in die Badehosen zu packen. Ausgelassene postbubertäre Verbundenheit in einem starken Bild – und dass der Ausflug auch zu einer Narbe führte, vertieft nur die geschaffene ewige Nähe. Im zweiten Text, »Parkplatz« von Matthias Kröner, ging es dann darum, wie sehr kleine Fragen und Aufmerksamkeiten Nähe zwischen den Menschen schaffen – und so auch eine schon alte Ehe oder eine alte Seele immer wieder neu belebt werden kann.
»dein lachen hebt die welt aus den angeln«
Dass sie sich auch heftige Kalauer traut, zeigte Kathrin Niemela mit dem Vers »selbst der porsche hat sein nine eleven«. Er entstammt »wienzeile, samstag«. In dem Gedicht hat sie insgesamt eine Momentaufnahme in Versen verfertigt, die in beglückender Zweisamkeit kulminiert: »dein lachen hebt die welt aus den angeln, / steigt auf, landet auf meinem nabel«. Um eine innige Paarsituation ging es auch in »Das Geheimnis« von Matthias Politycki, das sie anschließend las. Allerdings, hier wurde zugleich die Restdidstanz zwischen zwei Menschen aufgezeigt, die nicht zu überwinden ist. Ganz auf das etablierte Motiv der Fütterung mit süßen Früchten setzte Paul-Henri Campbell in seinem Beitrag, seinem Paar- und Liebesgedicht »tamara«. Und »was brauchst du« fragte er anschließend mit ebenjenem Gedicht von Cornelia Hülmbauer. Die Antwort dort: »eine tür / einen rahmen / etwas, das bleibt«.
Die große Nähe zwischen zweien in einem Bild, die setzte sich dann auch bei Anna Münkel fort. Und zwar in ihrem eigenen Gedicht »Aufforderung zum Tanz«, in dem es etwa heißt: »Nur du und ich, ein Wir / das seine Schritte setzt«. Sowie in dem zweiten Gedicht, das sie zu Gehör brachte, Timo Brandts »Für C.«, das ein ganz einfaches Idyll beschreibt, und das so schließt: »Und einen zweiten Menschen. / Diesen zweiten braucht es auch.« Zwei ganz besonderen Gestalten durfte ich mich nun widmen. Erst erzählte ich, natürlich gereimt und metrisch, von meinem »Eumel Egon«, wie er mir einmal fast verlorengegangen war und wie wir uns jetzt auf ewig treu sein wollen. Und hernach präsentierte ich den, ebenfalls im Kinderlyrikteil wohnhaften, Tröllmurr von Gerald Jatzek – ein »zartes, / tonnenförmiges Geheuer«, das erstens außerordentlich sympathisch daherkommt, wenngleich nicht gerade widerspruchsfrei, und das man zweitens schon deshalb mögen muss als Zuhörer oder Leser, weil sein Gedicht so ausklingt: »Und er hat mir im Geheimen / anvertraut, das er dich mag.«
Der Lehrer als Leitfigur
Eine kunterbunte »kinderzeichnung« voller Kinderlachen malte Norbert Göttler mit seinen Versen und entwarf so eine offene Welt voller Nähe. Anschließend las er Angelika Stallhofers »Bande«, ein Paargedicht, in dem »Bande« für Verbundenheit steht (und nicht etwa eine Lausbuben- oder Verbrechergruppe). Einfache Sprachbilder werden dort so gewendet und ausgebaut, dass sie das Fast-schon-eins-Sein so leicht wie eindringlich transportieren, etwa direkt beim Einstieg: »Du lachst / ich bin / das Fäustchen«. Was für einen tiefen Eindruck Lehrer, oft ohne dass ihnen das so bewusst ist, bei ihren Schülern hinterlassen können, betonte Christian Dörr in »Alter Freund«. Das zentrale Motiv hier: Die Hand des Lehrers auf seiner. Ganz gegenwärtig und ungemütlich wurde es dann, als er »Komm, Kind, in meine Arme« von Ilma Rakusa vortrug: Krieg, Flucht, Vertreibung waren hier die Themen – und die enge Bindung zwischen Mutter und Kind. Kursiv gesetzt und wiederholt ist zweifellos der zentrale Vers hier: »Ich habe Angst, Mama.«
Sehnsuchtsvoll die intime Paarnähe beschwor Henrike Biermann in »deine schönen Füße« herauf. Hier wurde das gemeinsame Bett zum Gewächshaus, und am Ende hieß es: »und versprochen / du musst mich nicht gießen / nur anschauen, und streicheln, und für immer halten«. Wie sich das innige Zusammensein anfühlt, darum ging es auch im Gedicht »Zarte Zeichen« von Brigitte Fuchs, das Biermann anschließend präsentierte. Hier wird ein Einkauf zum romantischen Erlebnis, in den Alltag bringt das Zusammensein Sinn, Gewicht und Farbe. Wie nah sich Uroma und Urenkel sein können, fasste Anton G. Leitner in bildhaft-prägnante Erinnerungsverse. »Was für ein Paar: Du / Mit Krücke, neunzig. Ich / Mit Kappe, neun«, hieß es da etwa. Und die Urgroßmutter wurde liebevoll als »faltige Squaw« dargestellt. Dialektal-lautmalerisch funktionierte dann sein zweites Gedicht, nämlich der humoristische »Inflationssong – ein Duett für Mutter und Sohn in €-Moll«.
Melancholisch-tröstlich wurde es gleich darauf bei Uwe-Michael Gutzschhahn: Zunächst berichtete er in »Nachtvogel« von einer unbenannten Sie, die sehr gut die Mutter sein könnte, und die allnächtlich zu ihm kommt, unhörbar mit ihm spricht – und deren nächsten Besuch er schon herbeisehnt in dem Moment, indem sie wieder davonfliegt. Stark liedhaft und repetitiv kam sein folgendes »Einmal« daher, das ebenfalls die Nacht und einen Vogel als zentrale Motive hat, und in dem es meditativ sowie bildsatt um gemeinsame Erlebnisse zweier eng Verbundener geht (Mutter und Sohn könnten es sein, doch auch ein Liebespaar wäre etwa denkbar).
»Wir lassn uns det Kuscheln nich vaderben«
Dass Heimeligkeit, Wohlfühlen, Verbundenheit auch durch den Magen gehen kann, darauf wies Thomas Hald hin, indem er sich dem Schwärmen von »barbaras vanillekipferl« hingab. Und das große Glück im einfachen privaten Sein präsentierte Hald dann gleich nochmals, und zwar indem er »hinterm vorgartenzaun« von Manfred Enzensperger brachte. Hier sitzt einer inmitten aller Spießbürgeralltäglichkeit, sitzt da an »diesem grundlosen / sonntagnachmittag« und zwar »am kinderpicknicktisch« und nimmt die Mütze ab und winkt.
Mit Berliner Schnauze und dabei doch außerordentlich sensibel führte Gabriele Trinckler ein Liebeserklärungssonett auf – das darauf hinausläuft, dass man bei wahrer Liebe auch in brütender Sommerhitze den andren noch spüren will. Die letzten vier Verse gehen so: »Ey, Schatzi, willste meen Kühlschrank erben? // Der Schweiß im Schwabbelnabel schleecht schon Wellen. / Wir lassn uns det Kuscheln nich vaderben. / Ick kitzel alle deine Körperzellen.« Anschließend performte Trinckler noch das stark von Lautspiel und Rhythmus lebende »tanze, tanze« Helmut Kraussers, nach dem die Bewegung zur Musik große Befreiung bieten kann – und das mit einer wirklich schönen Schlusspointe aufwartet.
Vom Alltagspraktischen ins Metaphysische entführte Ludwig Steinherr mit »Bombay Tandoori«. Eigentlich will der Protagonist seines Gedichts nur ganz konkret im Restaurant nach dem Weg fragen, da seine Karte nicht stimmt und das Handy streikt. Doch sofort wollen ihm alle, alle helfen (vom Sohn des Chefs bis hin zu Ganesha) – und er erhält nicht nur einfach eine Antwort, sondern gar einen »erleuchteten Augenblick«. Von inniger Verbundenheit in der kulinarischen Sphäre berichtete Steinherr auch im zweiten von ihm vorgetragenen Poem, nämlich »aus erzählungen III« von Lorena Pircher. Um gelebte lange Leben ging es da, und um dies: »vor uns ein brotlaib eine kruste weich wie eine wunde und / deine hände meine hände«.
Menschliche Nähe gegen die Düsternis der TV-Nachrichten
Ein »Eden ohne KI« evozierte Georg Maria Roers SJ – der große Haken dabei, es könne eben nicht zu wirklicher Erkenntnis gelangen, wer nie gelernt habe, Äpfel von Birnen zu unterscheiden. Anschließend las er »Stillleben mit Aquarium, Fisch und Katze«, ein Kindergedicht von Erich Jooß, das so einfach wie einfühlsam in einer großartigen Metapher aufzeigt: Es hängt alles mit allem zusammen, wir brauchen einander, und selbst das Wasser kann sich einsam fühlen, nämlich dann, wenn es ohne Fisch ist.
Trost und Schutz, wenigstens temporär, im Zusammensein gegen die Zumutungen der Welt – darum ging es bei Christian Düfel. Sein »Mitten im Grau« steigt so ein: »Im Schwarz der / Nachrichtenlage / nach acht / wendest du dich / ab vom Bild / Schirm hin / zu mir.« Nach dem eigenen trug er noch ein Fremdgedicht vor, und zwar eines für Kinder, voller Heiterkeit, mit Reim, Rhythmus, starkem Schwung: »Einladung« von Jutta Richter. In ihm lässt Richter ein Trampeltier zum Kaffeeklatsch einladen. Wieso? Es ist einsam (»Das Trampeltier ist oft allein, / es hat so große Füße. / Man lädt es nie zum Kaffee ein«), und genau das will sie ändern – sowie schlicht selbst auch einen vergnüglichen Nachmittag haben.
An Christian Düfels Auftritt schloss auch die nachfolgend auftretende Dichterpaarung an. Thomas Schneider beschäftigte sich ebenfalls mit der schwierigen Weltlage, mit Krieg und Terror. Er fragte in »Mamuschka«: »Was nimmst du dieses Mal mit auf die Flucht? / Dir bleibt nur eine halbe Stunde Zeit zum Packen.« Endete aber immerhin mit einem positiven Ausblick: »Bald wirst du die Samen in fremder Erde säen, / am Fuss von Bergen, die dir jetzt fern scheinen, / wieder vereint mit deinen Töchtern.« Und auf Hoffnung setzte auch sein zweiter Vortrag, das Gedicht »Zünde eine Kerze an« von Ludwig Fels. Mit Tier, Reim, Humor und Kindergedicht wiederum – so machte Oana Schüller weiter. Bei ihr saß das Publikum mit Kater Matz »Im Zirkus«. Als Zirkusbesucher ging’s für den Kater nachvollziehbarerweise zunächst nur ums Spektakel, doch bald schon stand er einem traurigen Clown anrührend bei. Und mit »Beim Zahnarzt« von Matthias Kröner vermittelte sie, wie hilfreich Empathie auch auf unerwartete Weise sein kann: Sieht man jemanden mit wirklich großen Schmerzen, relativiert das die eigene Malaise eminent.
»Wir werden doch noch / das Meer erreichen«
Einen ganz neuen Aspekt brachte Babette Werth in den Abend, nämlich jenen der visuellen Poesie. Sie entrollte ein Plakat mit ihrem Gedicht »pump«, in dem ein Herz Wärme in seine Umgebung hineinpumpt. Danach las sie Jan Wagners »sadat«. Wagners Verse handeln vom tödlichen Anschlag auf den Friedensnobelpreisträger Anwar as-Sadat, den damaligen Präsidenten Ägyptens, anno 1981. Und sie fragen, wie viel politischer Hass noch immer da ist auf dieser Welt und wie viele Anschläge noch folgen werden.
Den Lesefestabend mit seinem Auftritt beschließen durfte David Westphal. Einsamkeit und das Gefühl von »no future« zeigte er in seinem sprachlich einfach daherkommenden, doch inhalltich komplexen philosophischen Spiegelstück »punkkonzert« als Grundelement menschlichen Lebens – das uns einerseits trennt und uns andererseits verbindet. Und mit einem wohlig nostalgischen Gedicht von Christoph Müller entließ er denn das Publikum in den fröhlich schnatterhaften Teil des Abends, das auführliche Beisammensein und Sichangeregtaustauschen bei Wasser, Wein und Knabbereien in den Räumlichkeiten und auf dem Hof des Lyrik Kabinetts. Müllers »Tage unter dem Hundsstern« geht los mit: »Der Viertakter schnurrt / und wir auch.« Und es schließt so: »Wir werden doch noch / das Meer erreichen.«