Gedichte für Kinder – Folge 61: Acht unveröffentlichte Kindergedichte von Ronald Glomb

Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

 

Nicht ohne Grund

Bitte nicht necken
warnt das Schild
am Haifischbecken.

Einer muss dann doch
seine Hand reinstecken.

 

 

In der Tat

Zwei Schnirkelschnecken
hecken etwas aus.
Sie überreden eine Laus,
sie rot zu färben.
Was für Gecken!

 

 

Eine Frage

Was trägt sie da
auf ihrem Kopf?
Es ist kein Hut,
es ist kein Zopf.
Es ist ein Blumen-
topf der jüngsten
Mode, letzter Schrei!

 

 

Ein Känguru

Ein Känguru hört selten zu.
Nanu nanu nanu nanu,
was macht es denn?
Macht, was es kann.
Es boxt dir in den Magen,
auch ohne groß zu fragen!

 

 

Rätsel

Ein großes Tier!
Ein wildes Tier!

Es existiert zum Glück
nur auf ‘nem Blatt Papier.

 

 

Wie es ist

Das ist der Unterschied
zwischen Groß und Klein.

Wenn Riesen niesen,
stürmt es weit und breit.

Wenn Zwerge fluchen,
muss man ihre Worte suchen.

 

 

Zufriedenheit

Stille ist. Nur der Regenwurm schleicht.
Das reicht!

 

 

Was um des Reimes willen alles passieren kann

Frau Frank saß auf einer Bank,
kam ein Herr von Schrank,
macht sie sich gertenschlank,
haben jetzt beide reichlich Platz,
sagt der Herr zu ihr: „Mein Schatz!“

 

 

© Ronald Glomb

 

 

Ronald Glomb, geboren in Bremen, lebt in Potsdam. Er hat Gedichte und Erzählungen für Erwachsene – zuletzt den Band „Liebe in Zügen“ (2019) – veröffentlicht und in den 1980er Jahren zahlreiche Gedichtanthologien herausgegeben. Heute betreut er – zusammen mit Wolfgang Heyder – die Online-Lyrikzeitschrift „Echokammer“ und arbeitet ansonsten im Unterrichtsbereich einer Jugendhilfeorganisation in Berlin. Auf die Frage, warum er Gedichte – und speziell Gedichte für Kinder – schreibt, antwortet er: „Gedichte sind der Zauberei verwandt und vor allem der Magie. Kinder sind sehr empfänglich für die Magie des Wortes. Und für den Spaß um des Spaßes willen. Schreibe ich Gedichte (auch) für Kinder, gerate ich in keinen Erklärungszwang. Dann fühle ich mich unbekümmert, so frei und tatendurstig, als hätte ich Flügel.“

 

 

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath
Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982), »Der Alltag des Fortschritts« (1996) und »Die Muße der Mäuse« (2018). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erschien seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her«, im Frühjahr 2018 die Anthologie »Sieben Ziegen fliegen durch die Nacht« bei dtv Junior, die aus der Reihe »Gedichte für Kinder« hervorgegangen ist.

Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

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